„In der Natur fahren ist schöner als auf der Rolle zuhause“

Michael Wiegand / Schwetzinger Zeitung

Dirk Oswald, Ironman-Hawaii-Qualifikant aus Oftersheim, ist aus dem Trainingslager auf Mallorca zurück und nun in der heißen Phase vor der Triathlonsaison. In Playa de Muro im Nordosten der Insel bereitete sich der 36-Jährige auf seinen ersten Sai- sonstart am 1. Mai vor. Im Interview mit dieser Zeitung wagt Oswald einen Ausblick auf die Saison.

 

Wie war es auf Mallorca?

Dirk Oswald: Ich war mit einer Gruppe unterwegs. 35 Leute. Die Gruppe war bunt gemischt. Freizeitsportler, ambitionierte Sportler und auch Partner von Athleten, die selbst kein Rad fahren, sondern Urlaub genießen wollten. In der Gruppe zu trainieren macht sehr viel mehr Spaß und die Zeit vergeht schneller. Wir hatten viel Spaß und konnten viel ge- meinsam machen. Es sind jetzt aller- dings nur noch wenige Tage bis zum ersten Triathlonwettkampf und ich habe spezifische Einheiten im Wett- kampftempo in meinem Trainingsplan, die musste ich alleine machen.

Haben Sie einen Trainingsplan erhalten oder sich selbst zusammen gestellt?

Oswald: Den Plan der Gruppe habe ich meinem Trainer Lucas Worth geschickt und wir haben geschaut, dass ich möglichst viel mit der Gruppe trainieren kann. Es war aber klar, dass es ein paar Einheiten geben würde, die ich alleine machen muss. Insgesamt standen 22 Einheiten auf dem Zettel. Es wurden am Ende 42 Stunden Training, Schwerpunkt Radfahren und Koppelläufe.

Wie sieht Ihr Rennkalender in der anstehenden Saison aus?

Oswald: Am 1. Mai Mitteldistanz in Italien, am 15. Mai dann der „HardtRun“ über zehn Kilometer, am 29. Mai der Ironman 70.3 Kraichgau über die Mitteldistanz und am 23. Juli der Römerman Ladenburg über die Olympische Distanz sowie am 21. August der Allgäu Triathlon über die Mitteldistanz. Am 8. Oktober dann die Ironman World Cham- pionship auf Hawaii mit 3,86 Kilo- metern Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und dem abschließenden Marathon.

Wie bereiten Sie sich generell auf Hawaii vor?

Oswald: Im Grunde habe ich mit meinem Trainer im Winter besprochen, im Frühjahr beziehungsweise der ersten Jahreshälfte keinen vollen Ironman zu machen sondern mich voll und ganz auf die WM im Oktober zu fokussieren und darauf vorzubereiten. Daher haben wir in die erste Jahreshälfte drei Mitteldistanzen und noch zwei bis drei kürzere Wettkämpfe gelegt, die man quasi als eine Art Trainingseinheit sehen kann. Wahrscheinlich werden wir dann Anfang Juni noch mal eine oder zwei Wochen Pause machen und dann komplett das Training auf Hawaii ausrichten. Dazu gehört dann noch mal ein Formaufbau und dann Rich- tung Hawaii meinen Körper ökonomisieren, Laktatbildungsrate mög lichst weit senken und an das Wettkampftempo gewöhnen. Da kommen dann auch vermehrt längere Radeinheiten mit vier bis sechs Stunden und auch längere Läufe mit 30 bis 35 Kilometern hinzu.

Wie sah es mit Erholung auf Mallorca aus?

Oswald: Vor, zwischen und nach den Einheiten habe ich immer viel geges- sen und möglichst viel geschlafen. Am Ruhetag haben wir uns einen Mietwagen genommen und sind die Insel abgefahren. Sightseeing eben. Einfach mal auf andere Gedanken kommen und auch etwas sehen und erleben außerhalb des Sports. Und vor allem dem Körper mal Zeit zum Regenerieren geben, die Beine sind schon ziemlich schwer.

Was haben Sie sich für den Zehn-Kilometer-Lauf des „HardtRun“ vorgenommen?

Oswald: Ich weiß nicht, ob es clever ist, dies zu verraten. Die Anmeldung ist noch einige Wochen geöffnet und ich weiß noch nicht, wer alles an der Startlinie stehen wird. Es wäre natürlich verdammt schön, wenn ich die Premiere meines Heimatrennens, das ich initiiert habe, auch gewinnen könnte. Das reizt mich schon sehr. Am Ende geht es im Ausdauersport aber immer gegen sich selbst und die eigene Bestzeit, egal wer an der Startlinie steht. Sagen wir es so, meine aktuelle Bestzeit liegt bei 36:11 Minuten. Sie ist aber auch schon zwei Jahre alt und ich habe seitdem nicht mehr versucht, sie zu unterbieten. Aufgrund meiner Leistungsdiagnostik im Dezember schätze ich zwischen 34 und 35 Minuten. Ich weiß es konkreter, werde aber noch nicht alles verraten . . .

Das Trainingslager auf Mallorca hat Sie also vorangebracht?

Oswald: Ja, zumal es auch viel Spaß gemacht hat, in der Gruppe zu trainieren – gerade in den zahlreichen und langen Einheiten. Die Land- schaft ist Weltklasse und es ist schön, in der Natur zu fahren und nicht zu Hause auf der Rolle oder auch die gleichen Routen daheim immer wieder und wieder zu sehen. Aufgrund der anstehenden Wettkämpfe ab Mai konnte ich einige Einheiten auch im Wettkampftempo machen, um meinen Körper langsam auf die Härte eines Rennens vorzubereiten – bis einige Tage vor dem Wettkampf in Italien. Bald steht das Tapering an, also die Reduktion des Trainingsumfangs vor einem Wettkampf. Dann werden die Stundenumfänge reduziert, damit sich mein Körper erholen kann.

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Bild: Oswald