Heimspiel mit kleineren Schwächen

Joachim Klaehn / Schwetzinger Zeitung

Oftersheim.

Heimspiele sind eine feine Sache. So ist es für das Gros der Läufer, die sich am Sonntagvormittag an der Premiere des Oftersheimer HardtRun beteiligen. Deren 256 sind es am 15. Mai insgesamt, darun- ter 106 über die zehn Kilometer, 90 über die fünf Kilometer sowie 60 Kinder (Jahrgänge 2011 bis 2016), die über 1000 Meter stolze Fangemeinden dabei haben. Ein typischer lokaler oder regionaler Volkslauf – schon das ist eine Definitionsfrage.

Wie dem auch sei: Die Allermeisten sind voll des Lobes, das fantastische Wetter, das außergewöhnliche Streckenprofil durch den Hardtwald und die weitgehend reibungslose Organisation, für die rund 50 fleißige Helfer stehen. „Ich fand es klasse“, sagt Franziska Schildhauer, Gewinnerin bei den Damen von der MTG Mannheim, „die Temperaturen waren hoch, aber es war alles im Schatten. Eine tolle Atmosphäre.“ Für die motivierte Triathletin ist es derweil ein Warmmachen. Sie hat sich kurzfristig übers Internet angemeldet. „Ein Formtest“ und rundum gutes Gefühl sei es, in 18:24,84 Minuten die Fünf-Kilometer-Distanz bewältigt zu haben. „Ein Fünfer geht immer“, lächelt Schildhauer. Die Konzentration liegt woanders. Nächste Woche ist ein Triathlon in Schifferstadt über die Sprintdistanz (400 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Rad, fünf Kilometer Laufen) angesagt. Schildhauer startet für den TSV Amicitia Viernheim, dort haben sie mit dem Team auf Anhieb Platz zwei in der 2. Bundesliga erreicht. „Das war richtig cool“, strahlt die junge Dame noch mehr, „ich freue mich so auf die neue Saison.“ Ihre Uhr zeigt 4,97 Kilometer an. Birgit Schillinger, Lehrerin am Schwetzinger Hebel-Gymnasium, kommt hinzu und ergänzt: „Der Zehner war auch zu kurz – 9,7 Kilometer.“ Ob 30 oder knapp 300 Meter – in der ambitionierten Gruppe der Läufer ist es natürlich ein beherrschendes Thema. Hierzu hätte es eben einer amtlichen Vermessung bedurft. Ein Kostenfaktor. „Auf rund 800 Euro“ Zusatzkosten schätzt Bernd Rollar, professioneller Zeitvermesser aus Ludwigshafen, das Budget für eine offizielle Strecken- vermessung, die alle paar Jahre wiederholt werden müsse.

Neuauflage im nächsten Jahr

Stefan Lauff, gemeinsam mit seinem Bruder Markus Lauff Organisationschef des HardtRun, ist die Problematik bewusst. „Im nächsten Jahr wird es wieder diese Veranstaltung geben. Wir wollen sie etablieren. Und wenn wir mehr Anmeldungen haben, werden wir auch die Strecke offiziell vermessen lassen“, bilanziert Stefan Lauff auf Nachfrage dieser Zeitung, „insgesamt sind wir sehr zufrieden. Es war eine Premiere mit kleineren Schwächen.“

Auch die Wasserversorgung im Zielbereich muss und soll besser werden. „Ironman“ Oliver Diemer, diesmal in der Rolle des Stadionsprechers, schaltet sich spontan ein – und prompt werden Wasservorräte und Becher für die Nassgeschwitzten und Abgekämpften geliefert. Bereits beim verlegten Start auf die Straße gibt Oliver Diemer sein Know-how weiter: „Ruft das ab, was ihr euch vorgenommen habt. Und auch die Männer sollen bitte das Haargummi an der Verpflegungsstation nehmen.“ Sonst zählt nämlich der Lauf nicht.

An der Ostkurve vom Hockenheimring nimmt das Teilnehmerfeld des „Zehners“ die von Katharina Seufert und Patrick Alberti gereichten Getränke gerne entgegen. „Das war wirklich top organisiert“, meint der 72-jährige Manfred Layer vom Team der LT Rheinhessen-Pfalz.

Der Rentner steckt selbst einen Sturz weg. Er stolpert im Wald über eine Wurzel und fällt „voll aufs Ge- sicht“, wie er berichtet. Schürfwunden am Auge und am Knie sind die Folge. Es bleibt der einzige Einsatz für die Sanitäter. Layer mit Humor: „Ich hatte immer eine gute Orientierung. Das mit der Wegmarkierung und den Streckenposten war richtig klasse, bis auf diese blöde Wurzel . . .“

Luca Wagner in Feierlaune

In Feierlaune ist Lokalmatador Luca Wagner vom TSV Oftersheim nach seinen 16:30,60 Minuten beim „Fünfer“. Am Abend zuvor lief der 21-Jährige noch den SRH Dämmer Marathon in Mannheim bis kurz vor 22 Uhr als Team (2:43,25 Stunden, Zweiter im Mixed). An Schlaf war danach nicht zu denken, an Essen ebenfalls nicht. Um 2.30 Uhr beginnt die Nacht für Luca, um 7.30 Uhr endet sie. „Ich wollte den HardtRun als geiles Event zu Hause unbedingt mitnehmen“, grinst der 800-Meter-Spezialist, dessen Fokus auf der deutschen Meisterschaft in Berlin (25./26. Juni) liegt. Das Wochenende sei demnach ein „sehr guter Trainingsblock“ gewesen, so Luca Wagner nach zwei Flasherlebnissen.

Fazit: ein wiederholungsbedürftiger Lauf mit „kleinem“ Budget (2500 Euro). Ausbau- und steigerungsfä- hig. Das Heimspiel des TSV Oftersheim in „Ofdasche“.

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Bild: Dorothea Lenhard